Gegen das Zwielicht by Carolin Kippels

Gegen das Zwielicht by Carolin Kippels

Autor:Carolin Kippels [Kippels, Carolin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: #subject#
ISBN: 978-3-95818-069-7
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-11-29T16:00:00+00:00


-Klara

Sie hatte sich noch einige Zeit den Kopf darüber zerbrochen, warum Sichem einfach so verschwunden war, aber sie war nicht der Typ dafür, um jemandem wochenlang nachzutrauern, wenn dieser sich nicht einmal verabschiedet hatte. Also machte sie weiter wie bisher. Sie wollte ihre Ausbildung beenden und stürzte sich in die Arbeit. Die Gespräche mit Sichem fehlten ihr, aber das würde sie niemals zugeben. Aschers Sticheleien machten die Sache nicht besser. Auch Blaire nervte sie momentan. Weil ihre kleine Schwester vermutete, dass an der Sache mit Sichem etwas dran war, behandelte sie Klara wie ein rohes Ei.

Der neue Leibwächter klopfte an ihre Tür, worauf Klara gereizt herumfuhr.

»Was? Ich habe gesagt, dass ich nicht gestört werden will.«

»Ich weiß. Es tut mir leid, aber Ihrem Vater ist etwas zugestoßen.«

Klaras Gesichtsausdruck schlug augenblicklich von genervt in besorgt um.

»Ist er … ist er verletzt?«

»Momentan befindet er sich im örtlichen Krankenhaus und hat das beste Zimmer. Es steht aber nicht gut um ihn. Er wurde angeschossen. Ein Anschlag. Wir wissen bis jetzt zu wenig, um …«

»Wann kann ich zu ihm?«, fragte Klara sofort. Sie war zwar geschockt, aber die Gefühlswelle hatte sie noch nicht vollkommen überwältigt.

»Ich darf Sie nicht aus dem Haus lassen. Es tut mir leid, aber wir sollen maximale Sicherheitsvorkehrungen treffen, damit Ihnen nicht auch noch etwas zustößt.«

»Wo sind Ascher und Blaire?«

»Ihre Geschwister sind mit Ihrer Mutter unten. Soll ich Sie zu ihnen hinunter begleiten?«

»Ich denke, dass ich das alleine schaffe. Danke.«

Der Leibwächter nickte und verschwand.

Eine Weile lang stand sie da und starrte aus dem Fenster. Von Weitem konnte sie das Krankenhaus erkennen, in dem nun ihr Vater lag. Ihr Vater und sie hatten keine besonders gute Beziehung, aber auch keine besonders schlechte. Er unterstützte sie in ihren Zielen, auch wenn sie politisch gesehen oder bezüglich ihres Bruders nicht immer einer Meinung waren. Die Unterstützung bedeute ihr viel, eigentlich sogar mehr, als sie gedacht hätte.

Irgendwann ging sie die Treppe hinunter und erblickte ihre Familie. Blaire hatte gerötete Augen und geschwollene Lider. Kein Wunder. Sie war schließlich erst siebzehn. Ascher hatte die Hand auf die Schulter seiner kleinen Halbschwester gelegt und versuchte, sie zu trösten. Für sie war es wohl ein noch größerer Schock gewesen als für den Rest der Familie.

»Ich hoffe, wir kriegen schnell heraus, wer es war«, sagte Ascher.

Klara sagte darauf nichts, genau wie ihre Mutter.

»Mir würde es schon reichen, wenn Vater überlebt«, murmelte Blaire und ihre Stimme zitterte.

»Hey, so etwas will ich nicht hören. Natürlich wird Vater überleben. Er ist ein Kämpfer. Deswegen brauchen wir uns um ihn keine Sorgen zu machen, sondern können uns gleich auf die Jagd nach dem Übeltäter machen«, sagte Ascher und lächelte Blaire an, worauf sie zaghaft zurücklächelte.

Zumindest in einer Sache war er zu gebrauchen. Sie saßen eine gefühlte Ewigkeit so zusammen. Größtenteils schweigend, weil niemand so richtig wusste, was man in so einer bedrückten Stimmung sagen sollte.

Irgendwann kam die Nachricht, dass ihr Vater die Nacht überstanden hatte und seine Familie sofort bei sich haben wollte. Es dauerte also keine zehn Minuten und sie standen an seinem Krankenbett.



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